So viel Scheinheiligkeit gibt’s selten !

Ob die IGS die „Nonplusultra-Schule“ ist, sei mal dahingestellt. Zumindest aber ist sie eine Alternative zu den vorhandenen Schulen des gegliederten Schulsystems (Förderschule, Hauptschule, Realschule, Gymnasium) und diesen – insbesondere wenn man, wie in dem Artikel gefordert, „pädagogische Inhalte und die Schüler in den Mittelpunkt stellt“ – in vielen Punkten überlegen:

Die Schüler müssen nicht nach der 4. Klasse auf die verschiedenen Schulformen aufgeteilt werden. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf die Arbeit in der Grundschule aus, sondern auch für die einzelnen Schüler, die ohne Schulwechsel den für sie bestmöglichen Abschluss erreichen können. Da eine Abschulung in die nächst ‚niedrigere’ Schulform (= derzeit praktizierte „Durchlässigkeit“; eine Aufschulung findet dagegen so gut wie nicht statt) an einer IGS nicht möglich ist, ist es Aufgabe der Lehrer, die Schüler entsprechend ihrer individuellen Möglichkeiten zu fördern und zu fordern. Aussprüche wie „Für Motivation bin ich nicht zuständig“ (Originalzitat einer Klassenlehrerin am Gymnasium Oesede, von den Kollegen unwidersprochen) wird man daher in einer IGS nicht hören. Die Schüler können an einer IGS alle Schulabschlüsse machen (Hauptschulabschluss, Realschulabschluss, Abitur) und selbstverständlich findet auch eine Berufsorientierung im Sek.I-Bereich statt.

Womit der Schulleiter des Gymnasiums Oesede die in den Raum gestellte Aussage „Wir vier sind die Schulen für den sozialen Aufstieg“ begründen will, bleibt mir als Mutter von zwei Söhnen, die das Gymnasium Oesede besucht haben, völlig schleierhaft. Wenn von 32 Schülern, die zusammen in der 5. Klasse angefangen haben, lediglich 50% in der Oberstufe angekommen sind, ist ‚Aufstieg’ sicher nicht die richtige Bezeichnung. Und im Vergleich mit Gesamtschulen hat diese Aussage schon gar keinen Bestand: Obwohl ins Gymnasium i.d.R. die leistungsstärkeren Schüler aufgenommen werden, kommen in den Gesamtschulen prozentual z.T. mehr Schüler in die Oberstufe und zum Abschluss Abitur (Zentralabitur = gleiche Aufgaben wie im Gymnasium). Auch die Quote der erfolgreichen Schüler mit Migrationshintergrund ist an Gesamtschulen deutlich höher.

Wenn Schüler an Gesamtschulen abgewiesen werden, dann deshalb, weil es zu wenige dieser Schulen gibt und nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden können. In dem dann notwendigen Auswahlverfahren wird z.B. in der IGS Melle darauf geachtet, dass leistungsstarke und –schwächere Schüler im gleichen Verhältnis aufgenommen werden, wie sie aus den Grundschulen entlassen werden.

Die Elternbefragung des Landkreises hat ein hohes Interesse der Eltern für eine IGS ergeben, das man nicht ignorieren kann. Alle bestehenden Gesamtschulen in der Stadt Osnabrück und im Landkreis (Fürstenau und Melle) verzeichnen mehr Anmeldungen als sie Schüler aufnehmen können. Eine Gesamtschule im Südkreis ist überfällig und GMHütte bietet sich als Standort an.

 

Birgitta Rüschemeyer

Georgsmarienhütte


 

Anmerkung:

Diesen Leserbrief hat Birgitta Rüschemeyer , langjähriges Kreis- und Elternratsmitglied an die Neue Osnabrücker Zeitung gesendet. Sie hat uns obiges „Original“ freundlicherweise  am 15.4.2014, zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Leicht geändert/gekürzt ist er in der neuen Osnabrücker Zeitung unter 

Leserbrief zum Artikel „IGS ist nicht die Nonplusultra-Schule“,

NOZ – Südkreis, 5. April 2014 abgedruckt worden.