Stellungname der Eltern der Comeniusschule, 3.12.2014

Wir werden von der Politik nicht ernst genommen

Sehr geehrte Damen und Herren,

der Entwurf  zur Änderung des niedersächsischen Schulgesetzes sieht vor, dass die Förderschule Lernen ab dem Schuljahr 2017/18 keine Schülerinnen und Schüler in die 5. Klasse mehr aufnehmen dürfen. Damit werden spätestens ab Jahr 2023, wahr-scheinlich aber aufgrund geringer Schülerzahlen schon früher, keine Förderschulen Lernen mehr bestehen.

Durch die Nachbesserung im Gesetzentwurf mit der Möglichkeit für die Grundschulen ein besonderes Profil Sprachförderung aufzubauen, bietet die Landesregierung zu-künftig nun allen Eltern von Kindern mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf die Wahlmöglichkeit, ob sie ihr Kind in spezialisierte Förderschule oder in die Inklu-sion geben wollen.

Nur den Eltern der Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen wird diese Wahlfreiheit verwehrt!

Wir fühlen uns von der Politik in diesem Punkt allein gelassen, zumal es seitens der Elternschaft ein großes Bemühen zum Erhalt der Förderschulen Lernen und Sprache gab. Doch während für den Förderschwerpunkt Sprache, vielleicht auch aufgrund der Elternproteste, der Erhalt und Aufbau von Profilsprachklassen vorgesehen ist, blie-ben unsere Bemühungen für den Erhalt der Förderschulen Lernen unberücksichtigt! Und das, obwohl die Elternschaften der Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen viele Aktionen zum Erhalt ihrer Förderschulen starteten. Zum Beispiel wurde am 26.06.2014 eine Online Petition für den Erhalt der Förderschulen Lernen mit mehr als 10 000 Unterschriften dem Landtagpräsidenten Herrn Busemann übergeben! Auch wir, die Elternschaft der Comeniusschule, führten eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der Förderschule Lernen durch, bei der mehr als 1 000 Unterschriften von El-tern, die ein Förderschulkind mit dem Schwerpunkt Lernen haben, gesammelt wur-den, die dann am 08.10.2013 dem Landrat des Landkreises Osnabrück Herrn Lüb-bersmann überreicht und an den Landtag weitergereicht wurden. Leider bekamen wir, außer der Bestätigung des Eintreffens des Schreibens, nie eine Rückmeldung von den Politikern. Das Ergebnis der „Beratungen“ erfahren wir erst jetzt im neuen Gesetzentwurf!

Wir möchten mit dieser Stellungnahme nicht gegen die Inklusion Stellung beziehen.

Vielmehr möchten wir mit diesem Schreiben zum Ausdruck bringen, wie zufrieden wir und vor allem unsere Kinder mit der Arbeit an der Förderschule Lernen sind. Die El-tern der Jahrgänge 5 und 6 haben bereits jetzt die Wahl zwischen der Förderschule Lernen und der Inklusion. Viele unserer Eltern in den letzten beiden Jahrgängen 4 entschieden sich für eine Förderung an der Förderschule. Ausdrücklich wählten v.a. auch Eltern, deren Kinder aus der sonderpädagogischen Grundversorgung kamen, aber auch Eltern, die aus dem benachbarten Bundesland NRW den gemeinsamen Unterricht kenngelernt hatten, die Förderschule Lernen für ihr Kind. Wir möchten an dieser Stelle nicht immer wieder gebetsmühlenartig auf die Vorteile der individuellen Förderung, die an den Förderschulen gewährleistet wird und der Angst der Eltern, dass ihre Kinder in der Inklusion „untergehen“, eingehen.

Vielmehr möchten wir, dass wir, genauso wie alle anderen Eltern der Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf, die Wahl haben, welcher Förderort der richtige für unsere Kinder ist. Wir möchten, dass Sie uns ernst nehmen,  bezogen auf unsere Be-mühungen, die Förderschule Lernen zu erhalten und bezogen auf unsere Fähigkeiten selbst zu entscheiden, welche Schule für unser Kind die Beste ist!

Bitte nehmen Sie doch endlich einmal Stellung bezogen auf unsere Petitionen und bezogen auf unser Wahlrecht, auch zukünftig die bestmögliche Schulform für unser Kind mit Unterstützungsbedarf Lernen wählen zu dürfen. Dabei möchten wir Sie aus-drücklich ermutigen, unsere Stellungnahme auch mit in das Anhörungsverfahren zur Änderung des niedersächsischen Schulgesetzes zu nehmen, denn wir haben leider keine großen Verbände, die sich für uns und unsere Kinder einsetzen.